Der größte Präsentator!?
Jetzt lasst doch mal den Mann in Ruhe
Falls Sie es noch nicht bemerkt haben. Steve Jobs ist tot. Tragisch, ja, und wir alle (ok, die meisten von uns, die nicht so dämlich waren, sich ein Huawei zu kaufen) tragen ihn in unseren Taschen herum. Er ist berühmter als Justin Bieber, Jesus oder Mutter Theresa. Noch nie zuvor hat ein Geschäftsmann an so vielen Käfigen gerüttelt und wurde wie ein Superstar gehypt. Aber es liegt auf der Hand, warum. Der Mann brachte uns völlige Unabhängigkeit und eine packende Sucht in einem Produkt.
Einige Präsentationsexperten raten, “Präsentieren Sie wie Steve Jobs“.
Das ist aber mal eine wilde Anstiftung und eigentlich schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.
Steve Jobs war ein Genie. Nicht, dass ich sage, dass unter Ihnen keine sind, aber mal ehrlich, würden Sie nach Tipps suchen, wie Sie etwas präsentieren, was Sie noch gar nicht erfunden haben? 😉
Ok, kommen wir zum Kern dieser großartigen Präsentator Geschichte.
Nur Steve?
Die Leute sagen: “Steve Jobs hat seine Präsentation wie ein Storyboard geplant.”
– Ja… und das taten und tun viele andere Menschen auch. Er benutzte eine Storyline.
Eine Storyline ist ein Erzählmuster, eine Struktur für fast jede Rede oder jede überzeugende Präsentation. Ein großes Vorbild in Sachen Präsentationen, Nancy Duarte, hat dieses Muster für Reden in einem ihrer Bücher und in ihrem TED-Vortrag gezeigt:
Die Leute sagen: “Steve Jobs hat eine Vision geschaffen.”
– Ja, und das taten und tun auch viele andere Menschen. Er skizzierte einen wünschenswerten Lifestyle.
Etwas zu schaffen, das größer ist als das Produkt, ist nicht nur eine kreative Kunstform, in manchen Geschäftsstrategien ist es unvermeidlich zu wissen, welche Wirkung Ihr Unternehmen, Ihre Dienstleistung oder Ihr Produkt hat, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Menschen oder Unternehmen, die ihr Wertversprechen als Geschichte nutzen, sind sehr erfolgreich darin, aus Konsumenten Fans zu machen. Einige Unternehmen schaffen eine so starke Storyline und setzen ihr Produkt einfach nur zufällig ein, dass Sie nicht das Produkt kaufen wollen, sondern das Bild von sich selbst, das Sie bekommen, wenn Sie daran denken, dieses Produkt zu besitzen.
Sie kaufen die Harley Davidson, weil Sie geboren sind, um wild zu sein, und nicht, weil sie eine ergonomische Sitzverstellung und einen wirtschaftlich vernünftigen Verbrauch hat. Sie trinken Red Bull, weil es Ihnen Flügel verleiht und nicht, weil Sie ein leichtes Koffeinproblem haben. Also nein. Nicht nur Steve hat die Story geschaffen. Das ist überall um uns herum, Sie haben nur Steve als DEN PRÄSENTATOR manifestiert.
Die Leute sagen: “Steve benutzte einen Aha-Effekt.”
– Ja, und das taten und tun auch viele andere Menschen. Er wandte eine “emotionale Dynamik” an.
Die beachtenswerten Momente oder besser gesagt, der Moment in einer Präsentation, in dem Sie merken, dass das Thema, das Produkt, die Idee, die Dienstleistung, die Problemstellung für Sie eine signifikante Bedeutung hat, das ist der Moment, an den Sie sich persönlich erinnern.
Stellen Sie sich nun vor, wie die Präsentation von Thomas Edison auf der Bühne für die Einführung der Glühbirne ausgesehen hätte:
“Hallo zusammen, ich bin so froh, dass Sie sich mir anschließen konnten, hier im Auditorium, ohne Fenster. Ich weiß, es ist ungewöhnlich, dass es so dunkel ist, aber dies ist der Moment, auf den ich mich schon lange gefreut habe. Es hat uns über 3000 Entwürfe gekostet.
Sie wissen, dass nachts alles dunkel wird und wir nichts dagegen tun können? Wäre es nicht großartig, wenn wir rund um die Uhr Sonnenschein hätten und bis zum Morgengrauen lesen könnten, ohne unsere Augen im Kerzenlicht zu strapazieren? Stellen Sie sich vor, wie wir wachsen könnten, welches Geld wir verdienen könnten, welche Industrien wir aufbauen könnten, welche Wünsche wir erfüllen könnten, wenn wir nicht aufhören müssten, nachts zu arbeiten?
Seine PowerPoint Folie hätte ungefähr so ausgesehen:
Und plötzlich wäre die Bühne erleuchtet mit dem Ding, das wir jetzt als Symbol für genau diese “AHA-Momente” verwenden, die ja angeblich nur Steve Jobs erschaffen hat.
Nur mal so zum Spaß:
Wenn ich die ultimative Lösung für Alterungs- und Gewichtsprobleme in der Hand halten würde, bin ich sicher, dass meine Präsentationsfähigkeiten auch als legendär eingestuft würden.
Was mich zu der Frage bringt:
War es wirklich das WIE Steve Jobs präsentiert hat? Oder einfach WAS er präsentierte?
Wegen dem Trubel um diese Legende habe ich mir fast alle auf YouTube verfügbaren Videos über seine Präsentationen angesehen. War er einer der besten Präsentatoren? Nein, ich glaube nicht. Er war ein Genie, ein sturer, hartnäckiger Typ, ein Vorbild in der Geschäftswelt, ein Idol für jeden Perfektionisten, ein Visionär und ein zäher Kerl, aber er war nicht der beste Präsentator und Sie sollten nicht wie Steve Jobs präsentieren.
Ja, Sie haben mich verstanden. Ich glaube nicht, dass Sie so präsentieren könnten und sollten wie Steve Jobs. Sie sind nicht Steve und werden es auch nie sein, also präsentieren Sie so wie SIE und versuchen Sie, SIE zu sein und keine Kopie, denn das ist es, was die Leute wirklich sehen wollen: SIE.