Typographie – der kleine Crashkurs über Schrift
…mittlerweile gehören digitale Fonts zu unserem Alltag. Wir sehen sie auf Webseiten, Logos, Schaufensterbeschriftungen, Magazinen und sogar gelegentlich auf kleinen Zetteln, die die Stadtverwaltung uns fürs ungeschickte Parken an der Windschutzscheibe hinterlässt.
Schriften sind also überall. Gelegentlich sogar in der Designbranche bin ich manchmal darüber verwundert, wie wenig man sich mit der Zuordnung von Schriften und Schriftschnitten beschäftigt und wie selten die Bestandteile akkurat benannt werden. Ein klein bisschen Ahnung über Schriftgestaltung könnte also die Kommunikation erleichtern, wenn es um Gestaltungsaufträge geht, damit sich Designer und Auftraggeber nicht missverstehen.
Anti-was?
Schriften, und zwar fast alle Schriften werden auch Antiqua genannt. Hierbei unterscheiden wir, ob es Schreibschriften, Serifenlose Antiqua oder Antiqua mit Serifen sind. Ah, schon stolpern wir über das erste Wort: „Serifen“.
Serifen – die kleinen Zipfel, die angeblich das Lesen erleichtern.
Kürzlich kam die Frage auf, wozu Serifen denn überhaupt gut wären…
Im Steindruck wurde früher fast ausschließlich mit Serifen-Buchstaben gearbeitet. Das sollte das Auge leichter leiten… so sehen es auch Verlage und Buchdruckexperten.
Sehr viele Bücher werden im Textköper immer noch mit einer Serifenschrift gedruckt. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass gerade günstige Bücher, Trivialliteratur, kostengünstige Paperback-Krimis oder auch Kinder- und Jugendbücher in Serifenschriften gedruckt sind?
Gerade Schriften, die eine gewisse Symmetrie aufweisen, nennt man Linear Antiqua.
Arial, Calibri, Gill Sans und Futura sind nur ein paar Beispiele für eine serifenlose Linear Antiqua. Ihre Merkmale liegen in der Geradlinigkeit und dass sie wenig Kontrast in ihren Strichstärken haben. Sehr oft ist die Oberlänge der Minuskeln, gleich der Versalienhöhe.
Ah, schon wieder solche Wörter:
Versalien (oder auch Majuskel) ist der korrekte Ausdruck für die Großbuchstaben und Minuskeln sind die Kleinbuchstaben.
Family Time
Große und kleine Buchstaben findet man wie große und kleine Menschen in ihrer eigenen Familie.
Schriftfamilien sind die eindeutige Klassifizierung einer Schrift, nach ihren Merkmalen.
Im Überblick
Familie | Eigenschaften | Beispiele |
---|---|---|
Serifenbetonte Linear-Antiqua | Ausgeprägte Serifen, dynamisch, traditionell, blockartig | City, Memphis, Joanna, Rockwell, Lino Letter, Clarendon, Antique, Egyptian |
Serifenlose Linearantiqua | Geometrisch, rational, modern, schnörkellos, klare Grundformen | Helvetica, Optima, Grotesk, Avenir, Arial, Vectora, Open Sans, Calibri |
Schreibschriften | Dynamisch, meist geneigt, schwungvolle Strichführung, oft Buchstaben verbunden | Linoscript, Mistral, Slogan, Pepita, Snell Roundhand, Medici Script, Berthold Script |
Gebrochene Schrift, und Fremde Schrift | Dynamisch, meist sind die Rundbögen nicht verbunden, geknickte Strichführung | Alte Schwabacher, Engravers Old English, Claudius, Duc de Berry |
Natürlich ist das bei uns in Deutschland nicht einfach so dem Zufall überlassen, nein! Muss ja alles seine Ordnung haben. Alle Familien sind DIN genormt. Es gibt insgesamt 11 Gruppen, die nach den folgenden Kriterien unterschieden werden: Das Vorhandensein von Serifen, die Form der Serifen, der Winkel oder auch die Strichstärke des k-Schenkels, die Symmetrie der Rundungsachse und der Verlauf des Querstrichs des e.
Sooooo… jetzt haben wir schon wieder etwas Klärungsbedarf, denn von Rundungsachsen und Schenkeln haben wir bisher noch nichts gehört. Also kommen wir mal zu den einzelnen Elementen der Buchstaben.
Ein bisschen Architektur
4 Linien-Prinzip
Wo laufen sie denn hin?
Jede Schriftart hat ihre eigene Laufweite. Das bedeutet nichts anderes, als die Länge, die eine Schrift einnimmt, wenn sie sich in ihrem normal gesetzten Zustand befindet. Manche Schriften haben ganz einfach durch ihre vertikale Eigenschaft einen schmaleren Look und somit eine geringere Laufweite.
Wenn ich sage, dass diese Schriften in ihrem „normal gesetzten Zustand“ sind, dann meine ich den Abstand, den sich irgendjemand zur optimalen Lesbarkeit einer bestimmten Schrift ausgedacht hat.
In der Schriftgestaltung nennt man den einzelnen Buchstaben in den gewünschten Abstand zu den anderen Buchstaben zu setzen Spationieren.
In PowerPoint spielen wir häufig mit den Abständen der Schriften. Nur setzen wir da die Buchstaben äußerst selten einzeln aneinander. Wir bedienen uns der Schriftsatz Optionen, um die Schrift beispielsweise zu „sperren“ also weiter auseinander zu rücken
Auch die Schriftsatz-Optionen, ob eine Schrift linksbündig, rechtsbündig, zentriert oder im Blocksatz angeordnet ist, spielen in der Schriftgestaltung eine große Rolle, aber das heben wir uns auf für eine weitere spannende Geschichte 😉.
Hier noch eine Übersicht, der besten und nerdigsten Webseiten, die wir zu diesem Thema finden konnten
So viele, detaillierte Beispiele, so viel Wissenswertes über Schriften, ihre Konstruktion und ihren Einsatz. Da kann doch wirklich niemand mehr behaupten, dass Typografie ein langweiliges Thema ist.